Verbindender Vogelgesang (30.04.2025)

 

Vor ein paar Jahren habe ich eine meiner Lieblingsmenschen getroffen. Als ich sie damals kennenlernte, hörte man rund um unser Zuhause ganz oft den Kuckuck rufen. 

Ich freute mich jedes Mal über seinen Ruf, öffnete die Fenster noch ein Stück weiter und lauschte. Oder ich lief vor Freude hinaus ins Freie, um sein sich wiederholendes „KUKUCK“ noch besser hören zu können. Automatisch griff und greife ich nach wie vor stets in meine Hosentasche um zu erfühlen, ob sich darin Geld befindet. Denn den Erzählungen nach soll sich dies ja vermehren, wenn man beim Hören dieses mystischen Tieres Geld in den Taschen mit sich trägt. 

Auch begann ich zu recherchieren, was der Kuckuck wohl für eine Bedeutung haben könnte. Vor allem, weil ich spürte, dass er sich auf besondere Weise in dieser Zeit zeigte. 

Der Kuckuck gilt in vielen Kulturen als Bote des Frühlings, als Symbol für Neubeginn, Wandel und für das plötzliche Auftauchen von etwas Überraschendem. Man sagt ihm nach, er rufe nicht nur die neue Jahreszeit herbei, sondern wecke auch das, was in uns längst bereit ist zu wachsen. Vielleicht war es genau das: eine Ahnung davon, dass da etwas Wertvolles und Verbindendes seinen Anfang nimmt. 

Ich fühlte mich tief mit dieser neuen Freundin verbunden. Vielleicht hatte der Kuckuck es angekündigt. Unsere Verbindung ist geblieben. 

Wir sind seither gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen, haben gelacht, gesungen, getratscht, geweint, diskutiert, geschwiegen. Wir konnten uns trotz mancher unterschiedlicher Meinungen immer wieder neu begegnen. Mit Offenheit, Respekt und viel Herz. Wenn wir mal eine Pause voneinander brauchten, dann genossen wir sie. Und wenn wir wieder zueinander fanden, dann war es, als wäre kein Tag vergangen. Und all das tun und erleben wir nach wie vor miteinander. Jeden Tag ein wenig intensiver, auf eine wunderschöne, feine Art und Weise. 

Und jedes Jahr nun im Frühling, wenn ich den Kuckuck rufen höre, denke ich an sie. An Karin. 

Natürlich denke ich oft an sie, aber gerade im Frühling, wenn der Kuckuck seinen Ruf über die Wiesen schickt, zaubert er mir ein Lächeln ins Gesicht.
 So wie heute Morgen. Ich saß mit meinem Kaffee am offenen Fenster, die Luft blies angenehm erfrischend herein, die Welt erwachte gerade. Und da rief er. Der Kuckuck. Und ich freute mich einfach. 

Es sind diese kleinen Freuden im Leben, die die Verbundenheit zu Menschen spürbar machen, auch wenn sie gerade nicht bei uns sind.
 Manchmal ist es ein Lied, manchmal ein Duft, manchmal ein Vogelruf. 

Und manchmal ein Kuckuck, der leise erinnert: Schau, da ist jemand, der in deinem Herzen wohnt. 

Unbeschrieben. Ein Ohrwurm der Zuversicht. (06.04.25)

   Es gibt Zeiten, da ist das Leben laut und schwer. Da passieren Dinge, die einen von den Socken hauen, körperlich wie seelisch. Nicht nur bei uns, auch bei Freunden, bei Menschen, die uns nahe sind. Bei so Vielen. Manchmal lässt das Leben wenig Raum zum Durchatmen.

   Vor ein paar Tagen haben wir uns getroffen. Drei Freundinnen, welche gerade eine ähnlich schwierige Situation durchleben. Wir hatten einfach das Bedürfnis, uns zu sehen und zu reden. Wir haben uns alles erzählt, uns ausgekotzt, gemault, gelacht. Wir haben Pläne geschmiedet, Hoffnung geteilt und uns gegenseitig aufgebaut. Es war ein wunderschöner Abend, der nachklingt. Im besten Sinn.

   Zum Abschluss dieses aufbauenden Treffens meinte ich noch zu meinen beiden Freundinnen: „Ich werde heute Nacht darum bitten, dass mir eine Eingebung kommt. Irgendein Zeichen, wie es weiter gehen darf. Eine Botschaft. Ganz egal, durch wen oder was.“
Das mache ich oft. Ich träume viel, ich spüre viel, und manchmal öffnen sich in der Nacht Räume, die am Tag verschlossen scheinen.

   Und tatsächlich: Punkt vier Uhr früh wurde ich wach.
Ich schaute auf die Uhr, lächelte. Freitag auf Samstag, ich hatte frei und durfte ausschlafen. Keine Termine, kein Druck. Nur ich, mein Bett und die Stille. Doch noch etwas war da: Ein Lied.

Ein Lied, das ich eigentlich nie bewusst höre. Und dennoch war es plötzlich in meinem Kopf. Laut, klar und durchdringend. Erst hat es mich beinahe genervt. Ich wollte ja nachdenken, träumen und Antworten finden. Aber das Lied blieb.
   „Unwritten“ von Natasha Bedingfield.
Nun gut. Schließlich habe ich hingehört. Genauer hingehört. Zeile für Zeile, so gut ich es eben in Erinnerung hatte. Und plötzlich war da mitten im Liedtext die Antwort, die ich gesucht hatte.

    "Today is where your book begins, the rest is still unwritten.“

Ich schnappte mir mein Handy und suchte nach dem Lied. Danke an das Internet. Sofort wurde ich fündig und las den gesamten Liedtext. Mein Herz begann vor Freude zu hüpfen.

Für mich ist dies ein Lied über Freiheit und Selbstbestimmung. Über die Möglichkeit, jederzeit neu zu beginnen. Über Mut und Vertrauen. Über das Leben, das, egal wie stürmisch es auch sein mag, immer wieder leere Seiten für uns bereithält, die nur darauf warten, beschrieben zu werden.

   Das war die Botschaft.

Meine Bitte wurde erhört, und zwar durch Musik. Durch einen Ohrwurm, den ich nicht wegsingen konnte, aber hören durfte. Und wie heilsam das war! Singen ist für mich Heilung, Kraftquelle, Lebenselixier. Ich möchte das Singen in die Welt tragen. Mein Herzenswunsch ist es, dass sich jeder Mensch wieder traut zu singen, weil es einfach so viel in Bewegung setzt.

   An diesem Morgen habe ich mich beim Leben bedankt. Beim Universum. Bei allem, was uns begleitet, ohne dass wir es greifen können.
   Ich war erfüllt von Zuversicht, Dankbarkeit und Vertrauen. Und so schlief ich noch einmal friedlich ein.

   Das Erste, was ich nach dem Aufwachen tat: Ich rief eine der beiden Freundinnen an, die mich extra darum gebeten hatte, ihr dann auch von der Eingebung zu berichten und erzählte ihr von meinem nächtlichen Ohrwurm.
   Sie war gerührt, hatte laut ihrer Aussage Tränen in den Augen. Und ich spürte, dass die Botschaft auch sie erreichte.

So einfach kann es manchmal sein.
   Ein Lied.
   Ein Moment der Wachheit.
   Ein Ohrwurm, der zur Antwort wird.

Hast du eine Melodie im Kopf? Hör dir doch „Unwritten“ einmal an. Vielleicht steckt auch für dich eine Botschaft darin.
   Die Zukunft ist noch ungeschrieben. Jeden Tag kann deine Geschichte neu beginnen. Und gemeinsam schaffen wir mehr, als wir glauben.